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Die vielen Facetten Balis



Bali... Insel der Götter! 

Ich wusste nichts, naja, sagen wir mal nicht wirklich viel über diese Insel, die nur eine der 17.508 Inseln Indonesiens ist, dem von der Bevölkerungszahl her viertgrößten Land der Erde! Bali ist ungefähr doppelt so groß wie das Saarland, das war zu lesen. Also gibt es hier auch einiges zu entdecken und wer behauptet, drei Wochen reichen aus, um Bali zu kennen, der lügt einfach! Dann hat man vielleicht einige wichtige, touristische Punkte gesehen, aber selbst ich behaupte nach nunmehr zweieinhalb Monaten hier auf der Insel nicht, Bali zu kennen! 

Auf Bali gibt es unglaublich viele Tempel, die Traditionen hier auf der Insel sind besonders, doch was heißt das denn nun genau?

Zuerst muss ich sagen, dass die Balinesen ein unglaublich freundliches Volk sind. Insbesondere in den Regionen, die noch etwas entfernter von den touristischen Massenströmen sind, also alles, was nicht Kuta, Ubud, Sanur u.s.w. ist, ist hier gemeint. Wenn ich mit meinem Roller unterwegs bin und insbesondere, wenn ich mal in das Hinterland abbiege, wird man überall freundlich angelächelt. Die Kinder rufen mir im Vorbeifahren „Hallo“ zu und winken und ich spüre deutlich, das dieses auch von Herzen kommt! Balinesen helfen auch unglaublich gerne und das teilweise sogar dann, wenn man sich nicht mal verständigen kann. Und auf der anderen Seite ist es immer wieder erstaunlich, wie viele Balinesen doch recht gutes Englisch sprechen! Als ich z. B. das erste mal unterwegs war, auf der Suche nach dem einzigen buddhistischen Tempel der Insel, der unweit von Seririt ist, war ich zuerst völligst falsch. Ich wunderte mich schon über die seltsamen Figuren, die ich in dem Tempel vorfand, kannte ich doch aus Thailand ganz anders anmutende, buddhistische Tempel, aber ok, ich war ja schließlich auch auf Bali und da dachte ich mir „Kann ja hier alles ein bissi anders sein“. 

Es stellte sich dann aber recht schnell heraus, dass ich im Tempel von Durga gelandet war, der Frau von Shiva. Das erklärte die gruseligen Fratzen an den Eingängen und das Fehlen von Buddha-Statuen. Der Balinese, den ich angesprochen und gefragt hatte, ob ich richtig sei, konnte allerdings kein Englisch. Er verstand aber, dass ich zum buddhistischen Tempel wollte und gab mir zu verstehen, dass ich ja sowas von falsch sei. Er bot mir dann an, mich dahin zu bringen. War das lustig! Er fuhr dann mit einer kleinen, grünen Kawasaki Enduro im Schneckentempo vor mir her und brachte mich zum buddhistischen Tempel. Dem nicht genug, er begleitete mich dann sogar noch und zeigte mir alles. Und auch, wenn wir kein Wort miteinander sprechen konnten, war es total nett! Wir beteten sogar zusammen, es gibt ein Foto, wo er ganz unvermittelt den Arm um mich legt und am Ende brachte er mich wieder zur richtigen Straße zurück. Ich dachte noch, ich müsse ihm ein Trinkgeld geben, aber nicht mal das wollte er. Wie ich inzwischen weiß, muss er wohl jemand mit etwas mehr Geld gewesen sein, denn echte Motorräder können sich hier in dieser Region die wenigsten leisten. 

In Bali dreht sich vieles ums Geld - Geld für die nächste Mahlzeit, Geld für die nächste Zeremonie, Geld für ein kleines bisschen Luxus, wie z.B.  den Roller, der hier zum Existieren fast unerlässlich ist. Doch ich habe auch Menschen gesehen und auch kennen gelernt, die ihre Wäsche im Fluss waschen oder mit 5 Personen in einer Hütte wohnen, wo die Wände nur aus Wellblech und alten Reissäcken bestehen. Da gibt es kein Bett, da wird auf dem nackten Boden geschlafen und trotzdem sind die Menschen glücklich! Die meisten Bauern bearbeiten die omnipräsenten Reisfelder mit der Hand. Da wird der Boden von Hand umgegraben, jede einzelne Reispflanze  von Hand gesetzt und die Krönung ist, dass die Bauern die letzten vier Wochen vor der Ernte den Reis vor den plötzlich auftauchenden Spatzen schützen. Dazu sitzen sie - meist alleine, manchmal aber auch zu mehreren - in den hier und da am Rand der Reisfelder stehenden Gazebos und tröten entweder mit so etwas wie Vuvuzelas (ihr erinnert Euch? Fußball WM 2010 in Südafrika?!), oder sie laufen schreiend am Reisfeld entlang oder sie ziehen an einer Leine, die ein Netz in Bewegung setzt, das wie ein Spinnennetz über das Reisfeld gespannt ist und an dem Dosen mit Steinen drin hängen, die dann klappern oder Tücher, die wild im Wind flattern... Das ganze hat ja eine gewisse Romantik. Blöd ist nur, dass die Bauern damit bereits um 5:30 Uhr morgens anfangen! Und wenn man so ein Reisfeld genau neben seiner Balivilla hat, die traditionsgemäß nie hermetisch verschlossen ist, hat das den Charme einer schreienden Frau oder tönenden Vuvuzela direkt neben dem Kopfkissen... Aaarrrggghhhh.....!!!

Aber das ist ja noch nicht alles an Geräuschkulisse. Der Großteil der Balinesen ist zwar hinduistisch, ein gewisser Prozentsatz, ca. 13%, ist jedoch muslimisch, wie eigentlich mit rund 87% der gesamte Rest von Indonesien. Nun sind Balinesen sehr liberale Menschen und das Gesetz erlaubt, dass sobald eine bestimmte Anzahl an muslimischen Familien beisammen ist, sie ihr eigenes Gotteshaus bauen dürfen. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass es an vielen Ecken Moscheen gibt, von denen die Muhezin mehrmals am Tag zum Gebet rufen. Das mag ja noch schön sein, wenn man eine Moschee hat und der Muhezin melodisch singend seine Gemeinde zum beten aufruft. Nur hier in Seririt sind es inzwischen wohl 7 Moscheen - Tendenz steigend - und leider rufen sie gefühlt eher gegeneinander - sowohl von der Lautstärke, als auch vom Klang... Habe ich schon erwähnt, dass sie morgens um 4:30 Uhr das erste mal rufen? Jaaa, alle sieben!!!

Eine weitere Facette sind die vielen Rituale, die es teilweise tatsächlich einmalig auf dieser Welt nur auf Bali gibt. Hierzu gehört z.B. die Cremation Ceremony. Hinduistische Balinesen verbrennen ihre Toten. Das klingt jetzt für einen Europäer erst mal unspektakulär, äschern wir ja unsere Toten zum Teil auch ein. Doch hier fängt es schon damit an, dass die gesamte Familie an der Zeremonie beteiligt ist. Das beudeutet auch, dass egal wo auf diesem Planeten sich ein Familienmitglied befindet, er oder sie für die Zeremonie nach Hause kommen muss, um zum Ritual beizutragen. Dafür muss man wissen, dass die Balinesen zum Teil extrem aufwändige, so genannte „Bade“ bauen, um die Toten vom Haus zu dem Platz zu tragen, auf dem sie öffentlich verbrannt werden. Abhängig von der Kaste der betreffenden Person - auf Bali gibt es vier Kasten - kann das extremst aufwändig und somit auch exorbitant teuer werden. Dem aber nicht genug. Zusammen mit der Bade wird ein großer, ebenfalls aufwändig gebauter Büffel zum Platz der Verbrennung getragen. An dem Platz angekommen, wird der Leichnam vom Bade in den Büffel umgebettet, der dann angezündet wird. Auch das Bade wird am Ende verbrannt.

Es ist wirklich krass, wenn man sieht, dass ein Bade teilweise nur der Beförderung des toten Körpers einer einzigen Person dient. Ich hatte das große Glück, vor ein paar Tagen der Cremation der Mutter eines Politikers aus dem Palast in Ubud beizuwohnen. Allein das Bade war schon 25 Meter hoch und wog 11 Tonnen!!! Der Weg vom Palast bis zum Cremation Platz ist ca. 1 km und das Bade wurde von Menschen des Bezirks Ubud getragen. Also, ich meine wirklich von Männern geschultert und zum Verbrennungsort getragen! Nachdem wohl 8 Gemeinden zum Bezirk Ubud gehören, haben sich die 8 Gemeinden den Weg geteilt, so dass insgesamt über 1.000 Männer daran beteiligt waren, das Bade zu tragen. Ein unglaubliches Unterfangen und ein immenser Aufwand für die Beisetzung von nur einem toten Menschen! Hier ein Video, das einen ca. 8 Minütigen Einblick in die Zeremonie gibt: https://youtu.be/BK69HgbnLe4

Leider ist Bali sehr korrupt. Als Tourist bekommt man das garnicht so mit. Natürlich zahlt man beim Einkaufen auf dem Markt, beim Mieten vom Roller oder eigentlich bei allem, den gewissen „Langnasenzuschlag“, aber das kenne ich aus Thailand auch und gehört ja irgendwie - genau so wie Handeln - mit zum guten Ton. Doch wenn man sich mit den Einheimischen, von denen doch so einige sehr gutes Englisch sprechen, unterhält, hört man Geschichten, die einem die Haare zu Berge stehen lassen! 

Leider stehen mir auch die Haare zu Berge, wenn ich hier in Seririt an den Strand gehe. Dass es in Bali ein Müllproblem gibt, wusste ich schon. Aber dass es so schlimm ist, wusste ich nicht! Erst vor ein paar Tagen bin ich wieder mal mit Simone und den Hunden am Strand gewesen und die Gefühle, die mich dabei überkommen, reichen von Fassungslosigkeit über Entsetzen, Hilflosigkeit, Wut bis hin zu unendlicher Traurigkeit, wie man die Schöpfung nur so dermaßen mit den Füßen treten kann! Der gesamte Strand hier in Seririt ist zugemüllt! Da gibt es unendlich viel Plastikmüll in allen Facetten, von der Einkaufstüte, über Essensverpackung oder Wasser- und anderen Getränkeflaschen. Aber man findet auch Unmengen an Babywindeln, Anziehsachen, Flip-Flops bis hin zu Bettmatratzen und ganzen Kühlschränken!!! Eben alles, was so ein Haushalt an Müll her gibt. Zwischen all diesem Müll sitzen die Balinesen, machen Picknick, feiern ihre Zeremonien, die Kinder spielen im Sand (Sand?!) und einige gehen sogar ins Wasser und Baden zwischen all dem sie umgebenden, schwimmenden Plastikdreck! Anders kann man das leider garnicht sagen. 

Simone macht sich nahezu jeden Morgen gegen 5:30 Uhr auf den Weg an den Strand und beginnt den Kampf gegen die Windmühlen... Ein bis zwei Stunden ist sie damit beschäftigt, den Müll zu kleinen Haufen zusammen zu rechen, die wir dann am Nachmittag verbrennen. Leider gibt es keine andere Möglichkeit, sich des Mülls zu entledigen, da es einerseits an ausreichender Infrastruktur fehlt und andererseits die Balinesen kein Geld haben, um den Beitrag zur Müllentsorgung zu leisten. Wenn man allerdings den Film „A plastic ocean“ gesehen hat, weiß man, dass verbrennen definitiv auch keine gute Lösung ist! Doch was tun???

Simone hat gerade eine Aktion auf Facebook und bei der Crowdfunding-Plattform startnext.com gestartet, wo sie um Unterstützung für die Anschaffung eines kleinen LKWs bittet, um den am Strand eingesammelten Müll von Seririt nach Denpasar zum Entsorger bringen zu lassen. Denn, man glaubt es kaum, die Gemeinde von Seririt, bei der Simone schon häufig vorgesprochen und um Unterstützung gebeten hat, wimmelt sie immer mit der Aussage ab, es sei kein Geld da. Warum werden dann erste Ansätze in Nachbarstädten, die zum gleichen Regierungsbezirk gehören, gemacht? Wie war das noch mit der Korruption??? 
Wer also helfen möchte - und hier ist jeder noch so kleine Betrag mehr als willkommen - setzt sich mit SIMONE TESCHNER in Facebook oder unter dem Projektnamen „People Pic Plastic“ bei startnext.com oder direkt über mich in Verbindung.

Manchmal - oder sollte ich besser sagen, leider jedoch sehr häufig? - sind die Balinesen einfach zu faul, den gesammelten Müll von der Seitenstraße zur Hauptstraße mitzunehmen, auf der zumindest einige Behälter zur Abholung des Mülls bereit stünden. So wird zwar der Müll gesammelt, danach jedoch in den nächst besten Zufluss zum Meer oder in die Wiese auf der anderen Straßenseite oder in ein Tal geworfen - und davon gibt es super viele hier auf Bali. Somit ist der Müll ja schließlich auch entsorgt, oder etwa nicht?!? Was für mich auch schockierend war, war die Balinesen bei einer Zeremonie zu beobachten, die der Reinigung dient. Dazu kommen ganz Dörfer gesammelt an den Strand, um hier gemeinsam zu beten und ihre Offerings an die Götter zu machen. Was dann passiert, ist, dass die Offerings natürlich in Plastiktüten mitgebracht werden, es werden hunderte von Wasserflaschen getrunken und das mitgebrachte oder am Strand frisch erworbene (und meist sehr leckere) Essen in Styropor-Verpackung verpackt. Und wo landet am Ende der ganze Müll? Im hohen Bogen im Meer!!! Einerseits eine faszinierende Kultur und andererseits war mir zum Heulen zumute... 

Und das steht für mich sowas von in krassem Widerspruch zu der unglaublichen Fülle, die die Natur hier auf Bali an jeder Ecke bietet. Üppige, grüne Landschaften, riesige, mehrere hundert Jahre alte Bäume (Banjan-Tree = Ficus Benjamini! Wer hat ihn nicht in Miniatur zuhause stehen?!), sagenhafte Reisterrassen, Früchte, dass einem die Augen über gehen und einem das Wasser im Mund zusammen läuft, wenn man sie am Markt oder einem der vielen Straßenstände sieht, riesengroße Wasserfälle... Ja, ich habe hier vor der Küste auch schon Delphine beobachten dürfen. Meeresschildkröten und Mantas soll es hier auch geben, mal abgesehen von den ganzen tollen Korallenriffen und wunderschönen Schnorchel- und Tauchgebieten. Doch die meisten Balinesen können nicht mal schwimmen! Woher sollen sie da wissen, was sie im Meer mit dem Müll anrichten?

An dieser Stelle zwei Hinweise: 
1) Vor ein paar Tagen hat ein Taucher ein Video vom „Manta Point“ bei Nusa Penida, einer Insel, die auch zu Bali gehört, gedreht... Eigentlich sollte man dort Mantas sehen... Den Film findet ihr hier: https://youtu.be/ArYLGNe-jCA
2) Im Cosmic Cine Filmfestival München wird am Freitag den 13.04.2018 leider schon um 13:30 Uhr der Film „Plastic Ocean“ gezeigt. Hier der Link zum offiziellen Trailer: https://youtu.be/6zrn4-FfbXw und zum Festival: www.cosmic-Cine.com. 

Bildung - und insbesondere wieder mal die Stellung der Frauen - ist hier auch so ein Thema. Söhne sind für Balinesen total wichtig. Natürlich freuen sie sich auch über Töchter und immerhin werden Töchter nicht abgetrieben, wie ja in so manch anderem Land (vielleicht weil sie es sich nicht leisten können?), aber Söhne sind dafür da, die Familie weiter zu führen. Die Töchter gehen, wenn sie einmal heiraten, mit zur Familie des zukünftigen Ehemanns. Dementsprechend erhalten Sie auch nichts, also wirklich nichts (!) vom Erbe der Familie (so einige, moderne Familien handhaben das heute wohl schon anders). Dies geht alles an den Sohn bzw. die Söhne über. Und hat ein Ehepaar keine Söhne, wird schnell mal ein Sohn von einem anderen Paar (das kann auch aus der direkten Familie sein) adoptiert und zum eigenen Sohn gemacht. Hauptsache, es ist ein Sohn da! Die Söhne werden auch entsprechend von den Eltern gehätschelt, bleiben sie ihnen ja erhalten und die Töchter gehen irgendwann. Was ich hier allerdings auch verstanden habe, ist, dass es später dann doch wieder die Frauen sind, die sich um die Eltern kümmern, wenn diese einmal alt sind. Dafür müssen die Söhne dann für die oft recht aufwendige Cremation Ceremony der Eltern zahlen. Überhaupt sind es ganz oft die Frauen, die das Geld für die Familie verdienen, weil der Ehemann gerade... Ja, was auch immer... Dadurch, dass die Söhne ja so beliebt sind, „müssen“ sie auch nicht wirklich viel oder dürfen im Umkehrschluss so unglaublich viel. Das bedeutet aber auch, dass die Jungen und späteren Männer, die ja nie von Mama weg gekommen sind, auch nicht wirklich gelernt haben, Verantwortung zu tragen... Sicherlich ist es an dieser Stelle vollkommen falsch, alle balinesischen Männer über einen Kamm zu scheren, denn arbeiten müssen sie ja doch, um zum Erhalt der Familie beizutragen. Aber wenn es nicht sein muss, oder ein Mann eine starke Frau an seiner Seite hat, kann es eben auch gerne anders sein. 

Noch ein Satz zum Thema Bildung: Schule hat hier keinen hohen Stellenwert. Zwar besteht Schulpflicht, doch oft erlebe ich, dass die Kinder schon nach drei Stunden Unterricht wieder zuhause sind. Traurig finde ich z.B. auch, dass das 8-jährige, kleine Nachbarsmädchen Sukma in der dritten Klasse noch nicht mal das 1x1 beherrscht und die Kinder kommen damit durch! Doch noch besser die Geschichte von Tude, dem 11-jährigem Sohn von Sri, der guten Seele hier, wo ich wohne. Tude hat letztens eine Englisch-Schularbeit geschrieben und kam mit einer schlechten Note nach Hause. Als Sri sich die Arbeit angesehen hat - und sie spricht ein sehr, sehr gutes Englisch - waren viele der angemerkten Fehler garkeine echten Fehler, sondern es war eigentlich richtig. Als Sri sich dann erkundigte, wie das dann sein könne, kam raus, dass garnicht der Lehrer, sondern der jeweilige Banknachbar die Arbeiten korrigiert hat. Und Tudes Banknachbar kann weder richtig lesen noch schreiben...! Oder aber bekommt Tudes gesamte Klasse 1x pro Woche Mathenachhilfe - natürlich vom offiziellen Mathelehrer. Da wird jetzt so mancher sagen „Oh je, wie gruselig... Ich erinnere mich auch noch an meine Mathe-Nachhilfe!“. Doch wie kann es sein, dass die gesamte Klasse Nachhilfe braucht? Ach, habe ich schon erwähnt, dass jeder der Nachhilfeschüler dem Lehrer dafür 5.000 Rupiah zahlen muss?! Natürlich jede Woche...! 

Als ich letztens in einem der vielen tausend Tempel der Insel war, habe ich gelernt, dass die Hindus glauben, dass bei der Reinkarnation der „gute Spirit“ als Mensch wieder geboren wird und der „schlechte Spirit“ als irgendein Tier. Daher haben die Menschen die Aufgabe, sich um die Tiere zu kümmern, um die Tiere dabei zu unterstützen, ihr Karma zu verbessern und quasi aufzusteigen. Ok, denke ich mir, toller Ansatz! Nur was ich dann nicht verstehe, ist, wie hier mit den Tieren umgegangen wird?! Insbesondere bei Hunden und Katzen fällt es auf, dass die Tierbabies gerne wie Müll entsorgt werden. Wenn sie Glück haben, werden sie bei einem Tempel ausgesetzt und wenn sie einen 6er im Lotto haben, findet sich ein guter Mensch, der sich ihrer annimmt. Es passiert allerdings nur allzu oft, dass die Tierbabies noch viel zu jung sind, um sich selbst ernähren zu können und dann jämmerlich zu Grunde gehen (siehe mein Blog-Artikel zu Pebbles). Insbesondere sind die weiblichen Tierbabies betroffen, da die ja später wieder Junge mit heim bringen. Es gibt aber auch genügend wild lebende Rüden auf der Straße oder am Strand zu finden, so dass sich nach dem Schneeballprinzip die Tiere vermehren und vermehren und vermehren... Die Kastration eines Rüden kostet ca. 350.000 IDR, das sind etwa 20,- Euro. Für die meisten Balinesen unerschwinglich...! 

Kommt Bali oder die Balinesen in meinem Artikel jetzt zu schlecht weg? Ich hoffe nicht, denn die Insel ist wunderschön, die Menschen sehr, sehr nett, hilfsbereit und freundlich, das Essen schmeckt super, die Fülle, die sich hier auf der Insel zeigt, ist einfach unbeschreiblich, die Magie deutlich spürbar und das Leben kann sehr entspannt sein. Doch glauben die Balinesen nicht nur an die Götter, sondern auch an die Dämonen. Und auch Shiva, der Hauptgott, der gemeinsam mit Brahma und Visnu „Trimurti“ bildet, steht für Erneuerung, aber auch Zerstörung. Und genau dies spürt man eben so deutlich in vielen Facetten Balis.

Gut und böse, schwarz und weiß, oben und unten... Bali, das ist auch im Hier und Jetzt sein... Eine etwas andere Liebeserklärung an das Leben...! 

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Kommentare: 1
  • #1

    Sabine (Freitag, 16 März 2018 07:58)

    Danke liebe Katrin für diese ausführliche Beschreibung von einer Insel, die ich genau so kennengelernt hab. Die Dualität ist auf dieser Insel wirklich extrem. Das schwarze und das weiße fast schon in Harmonie neben- und miteinander...
    Danke auch für all die anderen Berichte aus Bali die ich allesamt verschlungen habe.
    Ich freu mich schon auf meinen nächsten Besuch genau dort - wo Du im Augenblick bist...
    Eine schöne, restliche Zeit wünsche ich Dir...